Folge 18: Bilder im Kopf

Ich soll ein Dino sein? Äh, ok, ja…

Direkt nach unserem Podcast bin ich schon ziemlich ins Grübeln gekommen. Cognac-Schwenker und Techno-Röhre kennengelernt!

Wer kann das als MSler schon von sich behaupten. 

Was der Cognacschwenker ist?

Das ist ein Tisch, auf den wurde ich geschnallt, damit ich beim Kippen nicht runterfalle. Nun, gekippt wird der Tisch in alle Richtungen, damit sich das in den Nervenwasserkanal gespritzte Kontrastmittel überall hin verteilt. „Nun gucken Sie doch auf den Monitor! Da! Gucken Sie, da ist die Nadel! Und jetzt gehe ich zwischen diesen … ! Ooops das war ein Nerv!“

Nichts gegen Begeisterung bei der Arbeit, aber ich teile sie eben nicht beim Dauerröntgen mit in Blei gehüllten Ärzten.

„So, jetzt müsste das linke Bein eigentlich … Hahaha, ne das Rechte“

So war das damals im Cognacschwenker bei der Myographie. 

Läuft das Kontrastmittel überall hin, Gehirn ist nicht soo gut, 

kann man einen eingeklemmten Nerv ausschließen. Toll das!

Eine Woche später lernte ich die Zukunft kennen, die, wie ich später erfuhr, auch schon bleialt war. Die Techno-Röhre, das MRT!

Keine Scherze, keine Ärzte in Blei ummantelten Anzügen, die sich wie am Meeresboden oder auf dem Mond bewegten. So weit so toll.

Als ich in die Katakomben des Radiologen eintauchte, 

hörte ich das Atmen des Monsters. An was erinnerte mich das bloß? 

Und dann wieder festschnallen, Business as usual. Langsam presste mich der Schlitten rückwärts in die Röhre und dann wusste ich schlagartig, woher ich das Geräusch kannte. Leute! Was habe ich mich erschrocken. Mit 15 schlich ich mich mit einem Pulk Erwachsener allein in „Der Exorzist“ von William Friedkin. Angeblich waren Zuschauer während der Vorführung in amerikanischen Kinos vor Angst gestorben. 

Hey, das konnte man sich nicht entgehen lassen. 

Also die Dämonen-Nummer war ja schon zum Fürchten, 

aber die medizinischen Untersuchungen, 

die Linda Blair als Besessene über sich ergehen lassen musste, 

toppten das Dämonenbrimborium um mehrere Eskalationsstufen.

Offenbar hatte Friedkin damals seine Aufnahmen mit dem Prototypen 

des zwei Jahre später erfolgreich erprobten MRT (1974) gemacht. 

Damals rotierten Linda die Tesla-Spulen an beweglichen Greifarmen um den Kopf, und das Geräusch des atmenden Monsters vergaß ich nie mehr.

Jetzt lag ich zwanzig Jahre später selbst in diesem unfassbar lauten Gerät der technischen Zukunft. 

Leute! 

Dass ich ohne feuchtes Höschen da wieder rausgekommen bin, ist mir bis heute ein Rätsel. 

Es war damals nicht ein bisschen lauter, nein, 

es war unfassbar lauter als heute, und es gab keine Kopfhörer.

Immerhin konnte man mit dem Ding, 

im Gegensatz zum Cognacschwenker,  keine Gehirne mit Kontrastmittel batteriesäuregleich in einen Blumenkohl verwandeln. 

Und das Kontrastmittel lief harmlos in die Vene des rechten Arms 

und nicht … na ja, ihr kennt das ja alle.

MRT ist das bedeutendste bildgebende Gerät der Medizin zur MS Diagnostik, aber es könnte etwas leiser sein. Der Exorzist ist so alt, dass ihn kaum noch jemand kennt. Gut so!

Aber, mal ehrlich: können diese Medizingeräteentwicklertypen nur hässlich, laut und schmerzhaft?

Alles für die Medizin, alles für den Club. 

Wohlig für den Patienten ist anders, aber darum gehts ja auch nicht!

Neuerdings Noise-Cancelling mit Videofilmen und Duftlampenambiente! Geht doch!

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