Wenn ein Film über oder mit MS läuft, gucke ich ihn. Automatismus. Ich weiss gar nicht so genau, warum. Eine komische Art Solidarität?
Ein guter Film ist ein guter Film, egal, ob er mit MS zu tun hat oder nicht. Stimmt aber eben nicht so ganz.
Es geht immer auch ein bisschen um uns, die MS-Erkrankten, wird also irgendwie persönlich. Und, Zack, werde ich parteiisch, mutiere zur Löwenmutter. Wie wird die MS dargestellt? Wieder mal im Rollstuhl? Ist die oder der Betroffene sympathisch? Für mich heisst es jetzt: tolerant sein. Sehr. Gegenüber all den Klischees, die benutzt werden. Entweder die Hauptrolle hat Pflegegrad 67 und liegt regungslos im Bett, oder sie steigt auf den nächsten 3000er. Dazwischen gibt es in Filmen wenig. Hat wohl zu wenig Erzähl- oder gar Unterhaltungswert. Langweilig.
Aber so ist das, wenn man eine Geschichte schreibt. Heldenreise eben. Es wird etwas unkomplizierter, wenn die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Dann stellt sich die Frage nicht, wie realistisch das Ganze ist. Ist ja mal so oder zumindest so ähnlich passiert. Pure Fiktion hingegen ist ein größeres Risiko. Der Mensch erinnert sich gerne mal an solche „geschriebenen“ Patienten und denkt, dieses kleine Abbild repräsentiert die MS in Gänze. Und schon ist ein neues Klischee geboren oder ein altes verfestigt. Schade.
Ich war schon immer eine kritische Film-Guckerin. Macht die Story Sinn? Gefallen mir die Schauspieler*innen? Machen die Dialoge Spaß? Gefällt mir die Bildsprache? Fragen über Fragen. Zumindest schaffe ich es mittlerweile, anzuerkennen, dass ein Film gut gemacht sein kann, auch, wenn die Story Lücken hat, durch die mehrere LKWs passen. Aber es bewegt sich was! „100 Meter“ beruht, Überraschung, auf einer wahren Begebenheit, erzählt diese aber so gut, dass er auch Nicht-Betroffene charmant in das Thema führt. Der neueste „MS-Film“ heisst „Ein großes Versprechen“. Auch er findet sicher seine Fans, ich bin keiner davon, obwohl die Schauspieler darin einen tollen Job machen.
„100 Meter“ findet ihr auf Netflix, „Ein grosses Versprechen“ kann man zurzeit nur bei VoD ausleihen, bis sich zb der NDR (wo er mal lief) erbarmt, ihn zu wiederholen, oder ihn in die Mediathek zu stellen. Ich denke gegen Welt-MS-Tag 2023 (30.05) steigt die Chance.