
Hallo Leude!
Sie hat es gerockt! Celine Dion im Dior-Kleid, als wäre nie etwas gewesen, auf dem Eiffelturm. „I don’t like it“ war Celines Kommentar zu ihrer Studioaufnahme, die Edda und ich beim Schauen ihrer Doku bestaunen durften. Uns hat das leicht Brüchige in ihrer Stimme gefallen. Celine definitiv nicht. Sie ist Vollgas-Sängerin mit einer Wahnsinnsstimme. Wer will das schon gegen etwas eintauschen, das schön ist, aber eben viele Sängerinnen singen können.
Ja, aber die ist doch krank! Na und! Celine Dion tritt doch nicht beim Krankensingen in der Reha an. Was sie dann zum Finale der Eröffnungsfeier der Olympischen Spielen über die Dächer Stadt der Liebe rausschmetterte, war Celine Dion pur. Mir fehlte nichts bei der Interpretation des wunderbaren Chansons von Edith Piaf. Mir persönlich hat „L’Hymne à l’amour“, genauso, wie Celine es sang, eine Gänsehaut verpasst.
Für mich war der Auftritt überragend. Ob es Celine gefallen hat, werden wir nie erfahren, aber ich habe da eine Vermutung. Dass die Sensationsjournalisten nicht auf ihre Kosten kamen, ist ein weiteres Highlight. Denn hätte die Stimme nicht gehalten, wäre es für diese Art des Journalismus der perfekte Abschluss gewesen. So blieb nur, eine großartige Sängerin mit einem Dreizeiler zu würdigen. Ich feier es.
Eines ist sonnenklar. Für Celine kommt nur die allererste Liga der Gesangskunst in Frage.
Und Leude, nur für Reporter steht da eine Celine mit einer extrem seltenen Krankheit (SPS) auf dem Eiffelturm. Für Celine gibt es nur den perfekten Auftritt, egal wie krank man ist. Mich erinnert das an den verletzten Zverev im Wimbledon-Tennisturnier. Michael Stich, selbst Wimbledonsieger, sagte als Kommentator: „Wenn du da auf den Centercourt gehst, gibt es keine Verletzungsausrede! Wenn du antrittst, bist du gesund, sonst musst du zuhause bleiben.“
Ich bin sehr sicher, dass Gleiches für Celine gilt. Das ist das, was sie selbst von sich erwartet. Die bestmögliche Performance. Unsere, wir Normalos, bestmögliche Performance ist unspektakulär.
Hat euch schon mal jemand mit Tränen in den Augen bejubelt, weil ihr es trotz schwerer Krankheit, Schmerzen und unerträglicher Müdigkeit morgens zur Arbeit geschafft habt?
Komischerweise ist es bei uns Normalos genau umgekehrt, wie es sich bei den „Celine Dions“ dieser Welt verhält. Man orakelt vielmehr, ihr hättet gar nichts, da ihr ja arbeiten könnt. Diese Anschuldigung haben sich selbst die krudesten Verschwörungsfans im Netz zur Eröffnungsfeier nicht getraut. Nur ein paar Hobbyexperten wollten eine KI singen gehört haben in Paris. Na klar! Und die Herren an den Flügeln haben im Regen natürlich unter Wasser live gespielt.
Wie man es braucht, kann man irgendeinen geistigen Durchfall ins Netz stellen. Die allermeisten waren einfach nur berührt; wie Tom Bartels. Ich übrigens auch!
Übrigens! Ich bin immer gegen Gesunde angetreten. Bei der Arbeit war das so und beim Sport auch. „Du! Ich sehe alles doppelt, deshalb habe ich blöderweise den Ball eben nicht getroffen. Ich sah vier Bälle!“ Spitzenausrede, Bernd! Ne! Entweder du trittst bei den blinden Tischtennisspielenden an oder eben nicht. Wenn nicht, gibt es keine Ausrede. Das gilt überall!
Gut, bei den Paralympics – da singt Celine übrigens nicht – hat man eine Art Mutantenstadl ins Leben gerufen und nennt es inklusiv. Och Mensch, kann der aber toll mit ohne Beine laufen!
Ich bin ja gerade am Bodensee im Urlaub. Rennradfahrende sind eine spezielle Spezies auf zwei Rädern. Bioradfahrende nennen sie sich. Einem war es ein Bedürfnis, mir beim Anstieg auf den Pfänder zuzuraunen: „Du bist ein Betrüger!“ Na klar, Bernd! Als wolle ich mit einem über sechzigjährigen Rennradler, der das leichteste, teuerste Material fährt, konkurrieren. Als Rennradler sind Männer immer im Wettkampf. Sogar mit mir! Leude, ich habe nicht die Kraft, mit Rennrad auf einen Berg zu fahren. Und? Nix und. Warum Bernd beim Erklimmen des Pfänders mit seinem 10.000-Euro-Fahrrad so langsam ist, dass er fast vom Rad fällt, weiß ich nicht, und es ist mir egal. Alle sollen ihr Ding machen.
Einem untrainierten Bioradfahrer erklären, dass ich mit teilgelähmten Beinen
fahre, den Gefallen tue ich ihm nicht! Weil es nämlich niemanden etwas angeht, wie oder warum ich etwas tue.
Wenn du aber aus dem Schatten auf den Centercourt oder den Eiffelturm schreitest, stellst du dich den Besten. Punkt, Satz und Sieg Celine Dion
Euer Ingenieur.